Nichts los hier

Der letzte Blogpost ist vom 19.Januar und es stört mich wenig aktuell. Meine Motivation „Dinge“ auszuarbeiten und zu teilen ist schon seit einigen Jahren rückläufig. Das hat verschiedenste Gründe, warum das so ist. Auf der einen Seite sind es „externe Faktoren“ und die Macht der großen Plattformen, wie YouTube, Instagram, TikTok usw. Wer ‚ließt‘ heute schon noch auf Blogs!? Das heutige Internet findet überwiegend auf dem Smartphone und in den Apps statt. Wenn man als „Creative“ keine Lust hat sich dort zu präsentieren wird es immer schwieriger. Dem Aufmerksamkeitskrieg im „Doomscrolling“ habe ich nichts entgegenzusetzen und ich will dieses Game auch einfach nicht spielen. Auf der anderen Seite steht also eine persönliche Entscheidung, wie ich auf verschiedene Veränderungen reagiere. Die Ökonomisierung durch das Internet der Plattformen hat nachweislich einige kranke Entwicklungen hervorgebracht. Leider spiegelt sich vieles von dem digitalen Leben auch in der realen Welt wieder und hat entsprechende Auswirkungen. Das soll kein „Früher war alles besser“-Rant sein, es gibt überall auch positive Entwicklungen. Ich bin aber auch nicht gezwungen sämtliche der neuen Entwicklungen gegen meine Überzeugungen mitzugehen. Nur damit mein Blog ein paar mehr Aufrufe bekommt oder meine letzter Soundcloud Track ein paar Plays, werde ich mir weiterhin keinen TikTok Account erstellen. Mein Blog habe ich schon länger als ein Gegenpol zu den Entwicklungen in den „sozialen Netzwerken“ gesehen. Man muss in seinem Blog keine Werbung schalten und nichts verkaufen. Die Beiträge erscheinen linear, Klicks und Likes werden nicht angezeigt, haben keine Bedeutung. Der individuelle, sozial-ökonomische Vergleichswettbewerb findet auf einer eigenen Seite kaum statt. Es geht um vertiefende Inhalte und eine intensivere Auseinandersetzung ohne Ablenkung. Das alles in einer Zeit, in welcher ein durchschnittlicher App-User/inn nach 10 Minuten schon nicht mehr weiß, was für einen 10 Sekunden Clip er/sie sich kürzlich von dir angesehen hat. Wer nicht genug Aufregung erzeugt, verliert im Aufmerksamkeitsbusiness. Ein Blog bildet einen Kontrapunkt zu den Entwicklungen der letzten Jahre. Trotzdem ist es eigentlich unausweichlich, dass man sich mit den Plattformen vernetzt, um wenigstens ein Minimum an Reichweite zu generieren. Mittlerweile hätte ich kein Problem damit, mich mit meinen kreativen Betätigungen vollkommen ins Private zurückzuziehen. Im letzten halben Jahr habe ich schon mehrfach darüber nachgedacht den Blog einzustellen. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen, aber die Tendenz ging zuletzt immer weiter in die gleiche Richtung.

Newgrain

Mit Newgrain gibt es einen neuen Versuch eine Instagram Alternative für uns Analoge zu schaffen. Im Gegensatz zum (gescheiterten?) Grainery Projekt hat es Newgrain geschafft eine funktionierende iOS App auf die Beine zu stellen. Ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten. Die Digitalfotografie bleibt wieder außen vor. Uploads erfolgen unter Angabe des genutzten Films und der Kamera, zusätzlich kann auch das Labor angegeben werden oder zb. der genutzte Scanner. Die Newgrain App ist insgesamt noch ziemlich schlank und es fehlen wichtige Features, aber daran wird gearbeitet. Der Entwickler verspricht regelmäßige Updates zu geben. Ich habe mich mal angemeldet und werde das Projekt beobachten.

Kodak Fotofilmproduktion

Wie macht Kodak eigentlich seinen Film? Dieser Frage ist Destin vom Youtube Kanal Smarter Every Day nachgegangen. Herausgekommen ist eine sehr umfangreiche dreiteilige Dokuserie über die Produktionsabläufe für 35mm Farbfilm in Rochester. Teil 1 beschäftigt sich mit der Produktion des Filmträgers. In Teil 2 wird erklärt, wie die Emulsion auf den Filmträger kommt. Den Abschluss bildet dann die Konfektionierung und Abpackung des Filmes. Mit insgesamt fast 3h ist das am Ende ein ziemlicher Deep Dive in die Materie. Wem das noch nicht reicht, für den gibt es noch ein Video zur Qualitätskontrolle und ein Video über Kodaks Filmchemie auf Destins zweitem Youtube Kanal. Selbst neue Kodakmitarbeiter schauen sich seine Videos zur Einführung in das Unternehmen an, wie man in den Kommentaren zum Video lesen kann. In der Hochphase der Filmfotografie wäre eine Tour durch die Produktion kaum möglich gewesen. Nichteinmal die Mitarbeiter hatten Zugang zu allen Produktionsbereichen. Die Kenntnisse um die Produktion mussten vor Mitbewerbern geschützt werden. In der Serie wird deutlich, was für hoch technologischer, kostenintensiver Prozess die Produktion von Farbfilm ist und welche Resourcen in den Prozessen stecken. Man bekommt aber auch in Erinnerung gerufen, dass Fotografischer Film definitiv kein besonders nachhaltiges Produkt ist, was nicht gerade positiv sein dürfte für die zukünftige Entwicklung der Produktionskosten. Aktuell läuft es aber gut im Business, die Preise für die Konsumenten sind gesalzen und Kodak kann die Nachfrage dennoch kaum bedienen. Fotografie mit Farbfilm muss man sich erstmal leisten können. Inwieweit das noch längerfristig so bleibt, wird aktuell immer wieder heiß diskutiert in der analogen Fotoszene.

Teil 1

Teil 2 > LINK Fotoemulsion
Teil 3 > LINK Konfektionierung

Bonusvideo 1 > LINK Qualitycontrol bei Kodak
Bonusvideo 2 > LINK Kodak Filmchemie

Ergänzung: wie steht es um Kodak?

Kurze Zusammenfassung:

Die Zukunft von Kodaks Filmsparte bleibt leider ungewiss. Der Konzern ist breit aufgestellt und die Fotofilmproduktion ist nur ein kleiner Teil davon. Zur Zeit laufen alle Geschäftsbereiche stabil. Die erzielten Gewinnüberschüsse aus dem Jahr 2022 sind anteilmäßig relativ klein. Kopfschmerzen bereiten zwei laufende Gerichtsverfahren und die zusammengeschmolzenen Bar Rücklagen / bzw. der Cashflow. Für die Filmsparte könnte genau das zum Verhängnis werden, falls die Produktionskosten steigen und der Absatz einbricht. Der Konzern kann sich aktuell keine defizitären Geschäftsbereiche leisten.